„Erlöse uns von dem Bösen…“
Religionspädagogisches Potenzial einer vernachlässigten Vaterunser-Bitte in Zeiten der Krise
DOI:
https://doi.org/10.20377/rpb-258Schlagworte:
Vaterunser, Gebet, Böse, Gottesbild, strukturelle Sünde, HoffnungAbstract
Die Vaterunser-Bitte „Erlöse uns von dem Bösen“ findet derzeit religionspädagogisch wenig Beachtung, ebenso wie insgesamt die Thematik des Bösen. In Zeiten der multiplen Krise besitzt die Thematisierung des Bösen - so die These - jedoch bislang unausgeschöpftes religionspädagogisches Potenzial. Im vorliegenden Beitrag wird im Anschluss an (bibel-)theologische Erkundungen zum Bösen und der siebten Vaterunser-Bitte dieses religionspädagogische Potenzial in vierfacher Hinsicht entfaltet. Demnach ermöglicht erstens die explizite Thematisierung des „Bösen“ das Aufbrechen einer einseitig auf den „lieben Gott“ hin ausgerichteten religionspädagogischen Gottesrede. Damit trägt die Auseinandersetzung mit dem Bösen, gerade auch in Hinblick auf den Umgang mit Leid, Ungerechtigkeit und Schuld, zu einem differenzierten und reflektierten Gottesbild bei. Zweitens eröffnet diese Thematik Heranwachsenden, die angesichts der multiplen Krise vielfältig belastet sind, Räume, um nach strukturellen Gründen ihrer individuellen (krisenhaften) Situation zu fragen. In dieser Perspektive kann das Vaterunser drittens in einer kritisch-emanzipatorischen Lektüre zu einer kritischen Gegenwartsdiagnose beitragen. Schließlich bietet die Bitte Heranwachsenden viertens ein Deutungsangebot, sich - ggf. wider aller Hoffnung - auch angesichts des Bösen mit ihren Sorgen und Ängsten an Gott im Gebet zu wenden.
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