Subjektorientierung unter Druck:

Neue Normative in der (Religions-)Pädagogik

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.20377/rpb-270

Schlagworte:

Subjektorientierung, Normativität, Freiheit, Bildung für nachhaltige Entwicklung

Abstract

„Subjektorientierung“ hat sich seit der anthropologischen Wende in der Religionspädagogik zu einem zentralen Leitprinzip entwickelt. Historisch betrachtet ist das nachvollziehbar, denn damit verbindet sich die Absage an ein deduktives normatives und von außen gesteuertes Modell einer religiösen Bildung und Erzieh­ung. Das hohe Gut der Entscheidungsfreiheit des lernenden Subjekts lässt sich über viele Themenfelder und Prinzi­pien der Religionspädagogik hinweg nachweisen. Demgegenüber scheinen im gesellschaftlichen und pädagogi­schen Diskurs aktuell durchaus Postulate auf, die als unumstößliche Normative gelten. Vor allem beim Zukunfts­thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zeigt sich das Problem, wie auch schöpfungstheologisch als unaus­weichlich scheinende Postulate, die auch Konsequenzen für Handlungsformen und Lebensstiloptionen beinhalten, mit dem freiheitlich sich entscheidenden Subjekt in Einklang gebracht werden können. Der Beitrag formuliert hier entsprechende kritische Anfragen an eine eingeengt individualistisch gedeutete Subjektorientierung.

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2023-09-20

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